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Skyclad & more auf dem Sprung(brett)

Skyclad & more auf dem Sprungbrett

Die frühere Arbeitergegend Berlin-Schöneweide ist ein treffender Ort für eine Band aus dem englischen Newcastle, die in ihren Texten immer wieder Unterdrückung, Elend, Hass und Krieg aufs Korn genommen hat und dabei nicht vergisst, wie man diesen Problemen gegenübertritt - mit Bier, Wein und guter Laune. Am 25.10. stellten sich neben Skyclad  5 weitere Bands in der Alten Feuerwache Treptow vor. Dort, von wo einst die Feuerwehr ausrückte, ging diesmal die Post ordentlich ab.
Den Anfang machte die deutsch-singende Metal-Punk-Kapelle "Familie mit Hund". Wo genau dieser begraben lag blieb mir verborgen, da ich zu dieser Zeit mit Skyclad im Gespräch saß. Durch die alten Mauern krachte es aber gut durch - es war definitv ein Auftakt zum Wachwerden.
Die dann folgenden "The Strong Contenders" waren zu dritt auf der Bühne und lieferten überraschend ein Kontrastprogramm für den Abend, und das war qualitativ hochwertig. Eine handwerklich gut gespielte Mischung von Funk-Rock, Prog-Rock und auch jazzigen Elementen beruhigte die Gemüter und "zwang" zum aufmerksamen Zuhören, was Zuschauer und MusikerkollegInnen mit Interesse und auch viel Beifall bedachten. Gewagt aber gewonnen!

"FAUNS", eine Berliner Band die schon auf viele schaffensreiche Jahre zurückblicken kann und dennoch ein junge Band ist, bildeten mit ihren Dark-Wave lastigen Klängen à la Tenhi, mit groovigen Prog-Elementen und hart-folkigen Elementen (durchaus auch orientiert am Headliner des Abends) einen perfekten Anschluss. Publikum und Band nahmen ihre Jobs beiderseits sehr ernst - man mochte sich auf Anhieb. Diese Band ist ein echter Tip - auch wenn oder gerade weil diese Art von Musik sich in den letzten Jahren immer stärker etabliert.
Dann war aber endgültig Schluss mit Lustig - es folgte mit "Sinister Five" ein krachiger Rock-Metal Auftritt, der in Mark und Knochen drang und sehr ambitioniert vorgetragen wurde. Die treibenden Gitarren bildeten mit dem kraftvollen emotionalen bis zum (gekonnt) schreienden Gesang - eine bei den Fans dankend angenommene halbe Stunde.
Danach war dann plötzlich etwas mehr Leder-Kleidung im Publikum zu entdecken. Zeit für den Auftritt von "Metal Law", die absolut klassichen 80er Heavy-Metal spielten und dabei von ihren Fans richtig gut unterstützt wurden. Eine Band, die grössere und besser beleuchtete Bühnen ganz sicher ausfüllen kann - hier aber das beste draus machten und sich und das Publikum in keinem Moment hängen liessen - schön, dass der klassische Metal noch so lebendig ist.

Leider nahmen Metal Law auch ihren Fanclub mit, so dass sich die Reihen beim Auftritt von "Skyclad" etwas lichteten. Übrig blieben aber eingefleischte Skyclad-Fans, die dennoch nicht ausreichten, den Saal zum Kochen zu bringen, was zu einem recht kurzen Konzert ohne Zugabe führte. Aber der Reihe nach, denn immerhin handelt es sich bei Skyclad um DIE Mitbegründer des Folk-Metal, die zudem nächstes Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Das diese Band heutzutage nicht (mehr) auf dem Olymp dieser Gattung steht (musikalisch schon! nicht jedoch im Erscheinen bei Billings grösserer Festivals oder Touren) liegt vor allem an ihrem Willen zur Unabhängigkeit. Nach den eher problematischen Erfahrungen bei dem Label NOISE in den 90ern ist ihre Vorsicht gegenüber dem Label-Businness verständlich. So ist ihre aktuelle Scheibe "In The…All together" bei dem italienischen Independent Label "Scarlet" erschienen. Das sicher auch eine logische Folge der guten Zusamenarbeit mit Dario Mollo, mit dem zusammen Skyclad das Album in einem italienischen Studio aufgenommen haben. Wie man mir versicherte war dieser Aufnahmeort genau die richtige Entscheidung für das erste Skyclad Album, welches nicht mit grosser Hektik und viel Zeitdruck eingespielt wurde. Nach knapp 3 Wochen war alles entspannt im Kasten und das in einem Rutsch - genau das ein Novum bei Skyclad, die insgesamt vom Schicksal kaum positiv bedacht wurden. Nach dem Weggang vom charismatischen Frontman Martin Walkyier ist es für die verbliebenen Bandmitglieder nicht einfacher geworden. Dennoch haben sie mit …in the all togehter now .. mittlerweile ihr zweites Album ohne Walkyier veröffentlicht. Alt-Produzent und Bandmitglied Kevin Ridley übernimmt seitdem den Gesangspart und - das weiss er selbst - da fehlt der Band definitv etwas, was bis dato Teil ihres Markenzeichens war. Dennoch ist auch Kevins Gesang "very british". So kommen die Skyclad-Klassiker "Another Fine Mess" und "Spinning Jenny" an diesem Abend zwar deutlich gesetzter aber immer noch so rüber, das man die Songs problemlos geniessen kann. Das das Songwriting nicht die Hauptangelegenheit Walkyiers war, ist an der Kontinuität der beiden starken Alben zu erkennen, die echte Skyclad Alben sind. Im Set des Abends 4 Songs vom neuen Album und auch 3 vom Vorgänger. Ein so grandioser Titel wie "Parliament of Fools" (vom 2005er Album "A Semblance of Normality") fehlt auf dem neuen Album - war dafür aber einer der musikalischen Höhepunkte des Konzerts.

Einige Skyclad-Klassiker hat man schmerzlich vermisst. Es sei aber der Band, die nun schon 5 Jahre ohne Walkyier auskommen muss, zugestanden, sich im aktuellen Profil stärker zu präsentieren. Bleibt am Ende die Hoffnung, dass man Skyclad nicht nur alle 3 Jahre zu sehen bekommt - dann sollte auch immer genügend Spielraum für eigentlich nicht weg-zu-denkende Klassiker wie "Thinking Allowed" oder auch "One Piece Puzzle" sein.

Bei einer Band, die eben mal auf einen Sprung "Oberhausen-Berlin-Wien" in drei Tagen mit einem VW-Bus absolviert (um nur einen Ausschnitt des weitläufigen und nicht sehr effektiv scheinenden Tourfahrplans zu nennen) dürften vor allem die finanziellen Mittel der o.g. Hoffnung im Wege stehen. Es war dennoch ein Klasse-Konzert von einer Band, die sich nicht unterkriegen lässt und dabei kompromisslos gute Songs schreibt und diese mit viel Herz und Verstand vorträgt.

Apropos Sprung: Der Titel Sprungbrett steht für eine Veranstaltungsreihe, die von Kulturkunst e.V. nicht-kommerziell organisiert wird und die auf ehrenamtlichem Engagement beruht - Hut ab und Dank! Dem Vernehmen nach ist es nicht sicher, ob der Veranstaltungsort Alte-Feuerwache dauerhaft gesichert bleibt. Wenn nicht so ist zu hoffen, dass diese ein Sprungbrett in eine noch bessere Zukunft an einem anderen guten Standort wird.

Ein herzlichen Dank auch an "Mikaproductions" für die gute Zusammenarbeit an dem Abend!

Nachtrag: Kevin Ridley verriet noch, das sein anstehendes Soloalbum fix und fertig gemixt ist und veröffentlicht wird, sobald die Gespräche mit einem der anvisierten Label erfolgreich verlaufen sind. Wer solange nicht warten kann sollte sich schon mal die auf seiner myspace-Seite eingestellten Demos anhören - british modern Folk-Rock (erinnert an Skyclad auf Pub Tour)

HR

Fotos Fauns auf fotoinrock.com

Fotos Metal Law auf fotoinrock.com

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