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2010

Interview mit Demon's Eye Drummer Andree Schneider

Jon Lord führte am 23.01.2010 sein "Concerto for Group & Orchestra" im Potsdamer Nikolaisaal auf. Den Part der Rockband brachte die Siegener Deep Purple Tribute Band Demon's Eye ein. RPM sprach nach dem Konzert mit Drummer Andree Schneider.

Herzlichen Glückwunsch zu dem erfolgreichen Auftritt - Jon Lord war sichtlich zufrieden mit allen Beteiligten. Wie kam es zu diesen jetzigen Jon Lord in Classic Konzerten? Dem Vernehmen nach warst Du daran nicht ganz unbeteiligt?

Das Siegener Konzert am 23.10.09 ging auf meine Initiative zurück. Ich habe mich erstmals im Februar 2008 mit Jon Lord getroffen und darüber unterhalten. Er war sofort begeistert von der Idee. Es dauerte aber dann noch ein Weilchen, denn ich musste zunächst mal einen Veranstalter und ein Orchester finden. Dann fehlte noch ein Termin, an dem die Siegerlandhalle frei war und Jon Lord, das Orchester und Demon's Eye Zeit hatten. Es gab in 2009 nur den 23. Oktober, an dem alles passte. Beim Potsdam-Konzert verhielt es sich anders. Hier wurden wir von Veranstalterseite gefragt, ob wir dabei sein wollen. Jon Lord hatte uns dort vorgeschlagen.

Wieso konnte in Siegen Demon's Eye Sänger Bernd Martin an Stelle von Steve Balsamo singen?

Siegen ist ja die Heimat von Demon's Eye. Wir haben viele Freunde hier. Deshalb war es uns wichtig, dass zumindest bei diesem Heimspiel alle Bandkollegen involviert sind. Also habe ich Jon darum gebeten, Bernd singen zu lassen und er hat netterweise zugestimmt.

Gab es außer den Rehearsals unmittelbar vor den Auftritten noch weitere Möglichkeiten, mit Jon Lord oder den Orchestern zu proben?

Die Proben beginnen in aller Regel zwei Tage vor den Shows. Letztendlich finden insgesamt drei gemeinsame Proben vor dem jeweiligen Auftritt statt. In Siegen hatten wir zunächst eine Probe ganz alleine mit Jon. Da haben wir mit ihm auch mal etwas jammen können. Das hat richtig Spaß gemacht (lacht).

Auf der Bühne erlebt man Jon Lord nach wie vor als einen begeisterten und engagierten Musiker, der wie in guten alten Zeiten immer noch an der Hammond Orgel richtig rockt - wie ist er euch als jüngeren Musikern gegenübergetreten? Konntet ihr seinen hohen Ansprüchen gerecht werden?

Die Zusammenarbeit mit Jon ist sehr angenehm. Der Mann weiß zwar was er will, aber er kommt nie oberlehrerhaft rüber. Bei den Proben lobt er Orchester und Band immer wieder, wenn etwas besonders gut gelingt und sorgt dadurch für eine gute Stimmung. Du hast das übrigens richtig erkannt - er brennt immer noch lichterloh für die Musik und ist sehr enthusiastisch. Klar haben wir eine Menge Respekt vor ihm, aber er behandelt uns auch respektvoll. Toll ist auch, dass er uns auf der Bühne eine Menge musikalische Freiheiten gibt. Er würde mir in meine beiden Drumsoli oder in Marks Gitarrensoli nicht reinreden. Außer vielleicht, wenn wir die Soli zu sehr ausdehnen würden (lacht). Natürlich gibt es auch Solopassagen, die exakt nach Noten gespielt werden müssen, aber es gibt auch immer wieder improvisierte Parts. Ob wir seinen hohen Anforderungen gerecht werden? Da müsste man ihn eigentlich selbst fragen. Aber vor dem Hintergrund, dass er nach dem Potsdam-Konzert zu uns sagte, dass er auf weitere Konzerte mit Demon's Eye hofft, haben wir unsere Sache offenbar recht ordentlich gemacht.

Demon's Eye ist bekannt für ausführliche Improvisationen (ganz wie das Vorbild es in den 70igern auch tat) - klar dass Jon Lord euch diese Freiheit nicht komplett ließ - er wollte sich den Charakter eines Klassik-Events vermutlich nicht zudecken lassen. Dass aber dennoch überhaupt 3 Deep Purple Klassiker im Set gelandet sind - hängt das deiner Meinung nach damit zusammen dass dies beim Concerto "schon immer" Tradition war ("Child in Time" war ja auch bei der Erstaufführung als warm-up dabei) oder wurde Jon Lord dazu überredet?

Bei der Generalprobe in Potsdam wurden die Improvisationsteile nur ganz kurz angespielt. Beim eigentlichen Konzert am Abend war das aber anders. Es gab für uns schon einige Stellen im Programm, die Raum für Improvisationen boten, z.B. im Concerto selbst, aber auch bei "Gigue" und natürlich bei "Pictures Of Home" und "Child In Time". Dass drei Purple-Songs im Set waren liegt zum einen daran, dass Jon diese Songs sehr mag und sie sich für eine Umsetzung mit Orchester gut eignen, zum anderen weiß Jon natürlich sehr genau, dass viele Deep Purple-Fans im Publikum sitzen, die gerne den ein oder anderen Deep Purple-Song hören möchten. Und diesen Fans kommt er damit entgegen. Allerdings hat dieses Entgegenkommen auch seine Grenzen, denn Songs wie "Smoke On The Water" oder "Black Night" hat er mit Sicherheit etwas zu oft gespielt, um sie heutzutage auch noch mit Orchester auf die Bühne zu bringen.

Wieso wurde eigentlich "Evening Song" statt "The Sun will Shine again" gespielt, obwohl letzteres ja noch im Nikolaisaal-Programmheft stand?

Das war eine spontane Entscheidung von Jon. In den Setlists auf der Bühne stand bei der ersten Probe auch noch "The Sun Will Shine Again" und nicht der "Evening Song". Ich glaube, dass Orchester wusste bis dato auch noch nichts davon. Jon hat die Noten verteilen lassen und los gings.

Wird es eine Audio- oder Video-Veröffentlichung eines dieser Konzerte geben - ich könnte mir vorstellen, dass ihr zumindest von Siegen dies gerne hättet?

Nein, es wird keine Veröffentlichung geben. Deep Purple haben doch das "Concerto For Group And Orchestra" bereits zweimal veröffentlicht - 1969 und 1999. Warum also sollte Jon Lord sich veranlasst sehen, es ein weiteres Mal mit einer Deep Purple Tribute Band zu veröffentlichen? Er selbst hat viele seiner Solo-Songs auch bereits auf DVD veröffentlicht ("Beyond the Notes - Live"). Auch für diese Konzert-Parts besteht also kein wirklicher Neu-Veröffentlichungsbedarf. Außerdem muss ich immer schmunzeln, wie einfach sich manch einer einen Audio- oder Videomitschnitt vorstellt. Gerade wenn man ein 60-Mann-Orchester dabei hat ist ein solcher Mitschnitt mit einem unglaublichen Aufwand verbunden, nicht zuletzt auch in finanzieller Hinsicht.

Was weisst du über aktuelle Arbeiten/Pläne von Jon Lord im Studio oder auch für kommende Live-Auftritte? (z.B. wäre ja auch noch ein Remake von Windows oder Gemini Suite denkbar)

Jon ist ein unglaublich kreativer Kopf und hat immer noch viele Pläne. Aber die müsste er Dir schon selbst verraten. Als Nächstes steht die Veröffentlichung seines neuen Klassikalbums "To Notice Such Things" am 29. März 2010 an. Informationen dazu kann man bereits auf seiner website www.jonlord.org abrufen.

Hat Demon's Eye Pläne, nach diesen Erfahrungen (und wo man es nun schon mal eingeübt hat) das Concerto auch ohne Deep Purple Mitglieder einmal mit einem Orchester aufzuführen?

Nein, ohne Jon Lord würden wir das Concerto nicht aufführen wollen. Das Werk ist viel zu sehr mit seinem Namen verbunden. Außerdem stelle ich mir das ohne ihn schwierig vor, denn er führt Orchester und Band bei den Proben und später auf der Bühne zusammen. Er spielt nicht nur die Orgel, sondern ist so etwas wie der "Oberdirigent", der sein Werk in- und auswendig kennt und es den Beteiligten am besten vermitteln kann. Das Concerto ist kein leichtes Werk!

Als Deep Purple Tribute Band seid ihr nunmehr sehr bekannt. Wann wird die angekündigte CD mit eigenen Kompositionen erscheinen?

Voraussichtlich Ende September 2010. Wir spielen übrigens im ersten Halbjahr 2010 nur relativ wenig Konzerte, damit wir genügend Zeit haben, uns ausgiebig dem Songwriting-Prozess zu widmen. Das Album soll schließlich stark werden!

Wenn Bernd bei Demon's Eye ausgestiegen ist, wer wird dann euer neues Album einsingen?

Lass Dich überraschen (grinst).

Wie realistisch ist eine weitere Zusammenarbeit mit Jon Lord? Und um bei ehemaligen Deep Purple Mitgliedern zu bleiben - wann wird das Konzert mit Glenn Hughes nachgeholt, welches er 2009 kurzfristig absagte?

Eine weitere Zusammenarbeit mit Jon ist sehr realistisch. Es ist aber nicht so einfach, ein derartiges Projekt auf die Bühne zu bringen. Der Aufwand dafür ist enorm. Deshalb gibt es auch relativ wenige Shows. Ich kann Dir nicht sagen wann und wo wir nochmal dabei sein werden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es eines Tages wieder passieren wird.
Was Glenn angeht: Es gibt keine Planungen, dieses Konzert nachzuholen. Unsere Enttäuschung über seine kurzfristige Absage war trotz der nachvollziehbaren Gründe und trotz der genialen Rettung des Abends durch den ehemaligen Rainbow-Sänger Doogie White recht groß. Da steckte besonders von meiner Seite eine ganze Menge Organisationsarbeit und auch Herzblut drin. Und wenn man einmal auf die Nase gefallen ist, wird man im Allgemeinen vorsichtig (grinst).Deshalb werde ich das auch nicht mehr forcieren. Falls sich ein Veranstalter findet, der uns mit Glenn zusammen bringen möchte, dann sind wir natürlich gerne dabei. Falls nicht, dann bringt uns das auch nicht um. Das sehe ich sehr gelassen. Übrigens gibt es einen großen deutschen Festivalveranstalter, der uns in diesem Sommer mit Glenn als einer der Hauptacts auf die Bühne bringen wollte. Das wäre sicher ein Riesenspektakel geworden. Allerdings hat Glenns Management auf die Anfrage des Festivalveranstalters leider nicht reagiert. Schade, denn viele Deep Purple-Fans der Mark 3- und Mark 4-Besetzung hätten sich bestimmt darüber gefreut. Aber wer weiß, vielleicht klappt es ja eines Tages doch noch.

Vielen Dank für das Gespräch und erfolgreiches Arbeiten an eurer CD Veröffentlichung!


Andree Schneider - Drummer von Demon's Eye

Demon's Eye

RPM-Bericht Jon Lord in Classic - 23.01.2010 Potsdam

Fotos Jon Lord in Classic auf fotoinrock.com - 23.01.2010 Potsdam


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